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Insider-Einblicke vom Headhunter: Strategien für den Bewerbungsprozess, die wirklich funktionieren.

Peter Mörs | 25. Oktober 2025

Bewerbungsprozess und die Spielregeln der Headhunter

So denken Headhunter: Ein Blick hinter die Kulissen des Bewerbungsprozess

Herzlich willkommen zum Podcast der Karrierewerkstatt. Wir freuen uns, heute einen ganz besonderen Gast begrüßen zu dürfen: Tim Oldiges, den Gründer und Geschäftsführer der Headgate GmbH. Headgate ist eine auf Familienunternehmen und sogenannte Hidden Champions spezialisierte Personalberatung, die sich der Suche und Auswahl von Führungskräften verschrieben hat.

Dabei ist Tim Oldiges auf zwei Achsen unterwegs: Richtung Kunde und Richtung Kandidat. Auf der Kundenseite geht es darum, die Anforderungen genau zu verstehen, das Profil der Wunschkandidaten zu entwickeln und die Suche immer wieder zu kalibrieren.

Auf der Kandidatenseite geht es darum, Menschen mit den richtigen Fähigkeiten und dem passenden „Rucksack an Rahmenbedingungen“ zu finden. Die Suche ist eine Mischung aus Matching und Auswahl. Headhunter sind im Herzen Jäger, die aktiv nach den richtigen Personen suchen, um sie zu gewinnen.

Was erwartet ein Headhunter von einem Bewerber?

Wenn Sie auf Jobsuche sind, besonders als erfahrene Führungskraft, dann kennen Sie das wahrscheinlich: Sie schicken eine Bewerbung nach der anderen raus, aber nur wenige Antworten kommen zurück. Die Frage, die sich viele stellen, lautet: Warum ist das so und funktioniert der Bewerbungsprozess?

Das ist eine essenzielle Frage, denn der Arbeitsmarkt, insbesondere auf Top-Level, hat seine ganz eigenen Regeln. Um diese zu verstehen, betrachten wir die Perspektive eines Headhunters und entschlüsseln die Spielregeln, die Sie kennen müssen, um erfolgreich zu sein.

Die Welt der Karriere ist heute komplexer denn je – besonders, wenn Sie eine Führungsposition anstreben. Der verdeckte Arbeitsmarkt, über den die meisten Top-Jobs vermittelt werden, ist für viele ein Mysterium. Doch wie navigiert man in diesem exklusiven Umfeld? Das Zauberwort heißt: Vorbereitung. Der erfahrene Headhunter Tim Oldiges verdeutlicht, dass die Bewerbung auf Führungspositionen einem hochprofessionellen Vertriebsprozess gleicht. So wie im Vertrieb gibt es auch im Bewerbungsprozess keine Ausreden, die Einwände des Gegenübers nicht zu kennen.

Zeugnisse und Referenzen sind nur Mosaiksteine

Die Bedeutung traditioneller Bewerbungsunterlagen wie Arbeitszeugnisse hat sich stark gewandelt. Früher galten sie als unumstößliche Wahrheiten, heute sind sie oft austauschbar oder sogar manipuliert. Überbordend positive Zeugnisse sind für Tim Oldiges gänzlich irrelevant, während negative Hinweise aufhorchen lassen. Referenzen sind ebenfalls nur ein kleines Puzzleteil, das gelegentlich nützliche Untertöne verrät.

Der eigentliche Lackmustest findet im persönlichen Gespräch statt.

Selbstpräsentation: Der Aufschlag im Tennis-Match

Wie im Tennis ist die Selbstpräsentation Ihr Aufschlag – ein Moment, den Sie ganz allein in der Hand haben. Doch genau hier versagen viele Bewerber, so Tim Oldiges, und er wundert sich, wie schlecht vorbereitet die Leute über ihr eigenes Leben berichten. Es reicht nicht, Ihren Lebenslauf chronologisch zu wiederholen. Ein überzeugender Auftritt erfordert Storytelling und die gezielte Beleuchtung der eigenen Erfolge, sowie das »Warum« hinter der Karriere. Es geht darum, Ihre Geschichte so zu erzählen, dass sie für den Gesprächspartner relevant ist, und nicht darum, eine halbe Stunde zu schwadronieren, was mit dem Gesamtkontext nichts zu tun hat. Der Schlüssel liegt darin, sich auf den Empfänger abzustellen und die für ihn relevanten Punkte hervorzuheben.

Ehrlichkeit und Transparenz

Ein sensibles Thema, insbesondere im fortgeschrittenen Alter, ist der unfreiwillige Jobverlust. Die wenig authentische Formulierung „Ich wollte noch mal eine neue Herausforderung annehmen“ sehen wir kritisch. Tim Oldiges bestätigt, dass Ehrlichkeit siegt. Er empfiehlt, ein fixes Enddatum proaktiv zu kommunizieren, da dies für Klarheit sorgt. Für ihn ist ein unfreiwilliger Abgang keineswegs tragisch. Im Gegenteil: Ein klar positionierter 58-jähriger Manager, der weiß, was er kann und was nicht, hat ausgezeichnete Chancen. Allerdings arbeitet die Zeit brutal gegen Sie. Eine überoptimistische Haltung, die besagt, dass sich das Netzwerk schon alles richtet, unterschätzt den Aufwand einer Jobsuche, die einem Fulltime-Job gleicht.

Die Spielregeln des verdeckten Arbeitsmarktes

Für die Suche nach Top-Führungskräften sind die öffentlichen Stellenbörsen weitgehend irrelevant, denn der eigentliche Markt findet woanders statt. Tim Oldiges bezeichnet den verdeckten Arbeitsmarkt als maximal ineffizient, weil Unternehmen nach guten Leuten schreien, aber es trotzdem nicht einfach ist, das passende Rennpferd zu vermitteln.

Kultur geht vor Strategie

Headhunter, die für Familienunternehmen arbeiten, müssen das „Ökosystem der Vakanz“ verstehen. Denn die Familienkonstellation spielt eine entscheidende Rolle. Es ist wichtig, vorab zu klären, wie die Konstellation ist, ob der Patriarch loslassen kann und welche Rolle der neue Manager einnehmen muss. Für eine erfolgreiche Vermittlung muss ein Kandidat nicht nur fachlich, sondern auch kulturell passen. Es geht nicht darum, eine Rolle zu spielen, sondern authentisch zu sein, aber eben auf einem professionellen und exzellent vorbereiteten Niveau. Denn sich zu verstellen, kostet auf Dauer zu viel Energie und führt selten zum Erfolg.

Die Rolle der Technologie im Headhunting

KI verändert den Berufsalltag von Headhuntern massiv: Während es früher darauf ankam, das dickste Adressbuch zu haben, kann man heute mit den richtigen Technologien jeden schnell identifizieren und individuell ansprechen. Das führt zu einer „totalen Überdosis“ an Ansprachen auf Kandidatenseite.

Um Menschen zu begeistern, muss ein Headhunter heute aus der Masse herausstechen. Tim Oldiges sieht eine Konsolidierung am Markt für Personalberater, bei der der Einzelkämpfer zukünftig nur schwer mithalten kann. Die Zukunft gehört den hochprofessionellen Personalberatungen, die technologisch an vorderster Front agieren und in einer anderen Geschwindigkeit arbeiten können. Die Automatisierung wird Teilprozesse übernehmen, doch die menschliche Komponente, wie die Kompromissfindung zwischen Gesellschaftern, bleibt weiterhin relevant.

CV und digitale Präsenz

Der Lebenslauf bleibt für Headhunter ein zentrales Instrument der Beurteilung. Ein professionell strukturierter CV kann sofort einen starken ersten Eindruck hinterlassen. Entscheidend ist, dass Sie darin nicht nur darstellen, was Sie getan haben, sondern auch, was Sie wollen und wo Sie am besten hinpassen. Headhunter verändern Lebensläufe nicht, sondern ergänzen sie um Informationen, die für ihre Auftraggeber relevant sind. So erhalten Unternehmen sowohl den Original-CV als auch eine Fassung mit gezielten Zusatzinformationen.

Ebenso wichtig wie der Lebenslauf ist Ihr LinkedIn-Profil: Es bildet Ihre digitale Präsenz ab und ist häufig der erste Kontaktpunkt für Entscheider und Recruiter. Ein klar positioniertes, professionell gepflegtes Profil stärkt Ihre Sichtbarkeit im Markt und kann maßgeblich beeinflussen, ob Sie für attraktive Positionen überhaupt wahrgenommen werden.

Die größten Fehler von Kandidaten

Tim Oldiges nennt einige der häufigsten Fehler von Bewerbern:

  • Fehlerhafte Initiativbewerbungen: Wer seine Bewerbung über LinkedIn schickt, hat schon verloren. Die meisten Headhunter nutzen datenbasierte Systeme, in denen Bewerbungen erfasst werden müssen, damit sie berücksichtigt werden.
  • Mangelnde Klarheit: Viele wissen nicht, was sie wollen. Wer präzise formulieren kann, was er möchte und kann, hilft sich selbst enorm.
  • Selbstüberschätzung: Das eigene Bild und das Fremdbild stimmen oft nicht überein. Es ist wichtig, realistisch zu sein und sich von externen Beratern wie der Karrierewerkstatt einen Spiegel vorhalten zu lassen.
  • Mangelnde Vorbereitung: Ein häufiger und massiver Fehler, der die Chancen auf eine Top-Position drastisch reduziert.

Fazit: Erfolg hat eine Struktur

Für eine erfolgreiche Bewerbung im Management ist eine klare Strategie unerlässlich. Es geht um mehr als nur die fachliche Eignung. Der Prozess beginnt mit einer gründlichen Selbstanalyse und einer klaren Positionierung. Sie müssen wissen, was Sie können und was nicht. Erfolg hat eine Struktur, und wer diese kennt, hat die besten Chancen, einen Traumjob zu finden. Das gilt für Führungskräfte ebenso wie für Unternehmen, die einen schnellen Prozess und eine gute Vorbereitung schätzen.

Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Vorbereitung, dem Verständnis des Marktes und des Bewerbungsprozesses sowie der Bereitschaft, sich ehrlich zu präsentieren. Wer diese Spielregeln beherrscht, kann auch im komplexesten Umfeld bestehen.

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